Im Vorgarten wacht die FDP - und verdrängt die Gartenzwerge.

Im Vorgarten wacht die FDP – und verdrängt die Gartenzwerge.

Durch mehrheitsfähige Positionen zur Energiepolitik ist die FDP in den vergangenen, am Selbstbewusstsein nagenden Jahren nicht sonderlich aufgefallen. Aus ihren Wahlniederlagen hat die frühere Bundestags-Partei aber offenbar nichts gelernt. Konstruktive Beiträge zur Energiewende jedenfalls sehen anders aus als diverse Wahl-Plakate im Frühjahr 2014, von denen wir eine kleine Auswahl präsentieren.

Nehmen wir die Liberalen einmal wörtlich.

„…nicht im Vorgarten“ ist das Synonym zum englischen Begriff „not in my backyard“, kurz: NIMBY. Halten wir uns nicht damit auf zu erklären, dass es bei Windrädern Abstandsregeln zur Wohnbebauung einzuhalten gilt. Verschwenden wir keine Zeit damit, der FDP zu verdeutlichen, dass Standorte von Windenergieanlagen nach besonderen Kriterien ausgewählt werden und einen langen Abwägungs- und Genehmigungsprozess durchlaufen.

Sprechen wir die Sprache der Vorgarten-Partei

Lassen wir all das, was den Umfang von Schlagworten auf Wahlplakaten sprengen und den Horizont der liberalen Werbe-Agenturen überschreiten würde.

Reden wir mit der FDP Lippe eine Sprache, die sie vielleicht versteht. Liebe Vorgarten-Partei: Du unternimmst in deiner Kampagne nicht einmal den Versuch, von deiner St.-Florians-Haltung abzulenken. Wir erinnern uns: Florian wird immer dann um Hilfe gebeten, wenn der Feuerteufel in der Nähe wütet. Da natürlich das eigene Haus möglichst verschont bleiben soll, möge doch lieber das nächste Gebäude angezündet werden…

Noch ein Gruß an dieses bescheidene Wahlplakat: Es gibt bei Eigenheimen nicht nur den Vorgarten. Auch hinterm Haus, verehrte Lipper Liberale, müsste nach dieser Lesart die Energiewende verboten sein. Oder denken Sie nur bis zum Gartenzwerg vorm Haus, aber nicht darüber hinaus? Wir sind gespannt auf den Slogan!

Die plakativen Liberalen biedern sich
auch noch beim alten Arminius an

Die FDP macht den Herrmann

Die FDP macht den Herrmann

Hermann, der Cherusker, kann sich ja nicht wehren. Seine List, sein Sieg über die Legionen des Varus‘ im Jahre 9 nach Christus ist in den Jahrhunderten danach schon oft für diese und jene Sache vereinnahmt worden.

Jetzt muss der arme, alte Arminius (so sein römischer Name) auf in eine neue Schlacht. Die Höhenzüge in Ostwestfalen, die Wälder von Lippe sind von einem neuen Feind zu säubern. Doch nicht etwa von den vorrückenden Windrädern?

Ist das so gemeint, werte FDP?

Oder haltet ihr umgekehrt die ins Foto montierten Windräder für „vernünftiges Handeln“ und das Hermannsdenkmal für „Landschaftsverschandelung“?? Also weg mit dem Wahrzeichen???

Nein, einen solchen Affront trauen wir nicht einmal jener todesmutigen Partei zu, die gelegentlich durchaus selbstmörderische Politik betreibt.

Wie so oft ist es nicht ganz klar, was uns die FDP eigentlich sagen will.

Ein Preis für die schlechtesten Fotomontagen des Wahljahres

Ganz eindeutig aber sagen wir: Für das Hermann-Plakat und die Vorgarten-Windräder verleihen wir den Preis für die schlechtesten Fotomontagen des Jahres, verbunden mit einer Gratisschulung in Photoshop.

Übrigens hätte es Hermann, dem Cherusker, gewiss gut gefallen, ein ganzes Heer von Windrädern zu befehligen. Stehen sie doch wie er für das Aufbegehren gegen alte, überkommene Strukturen, für den mutigen Willen zur Selbstbestimmung, für neue Ideen im Kampf gegen alte Seilschaften. Und es stimmt ja auch: Liberale Vasallen der Kohle-, Öl- und Gasindustrie hat Hermann mit seinen Windrädern äußerst effizient aus dem Land vertrieben.

P.S. Gerne kommen wir noch einmal auf den Lerneffekt bei den Liberalen zurück. Mit der Anti-Energiewende-Strategie hatte die Regierungspartei FDP ja einen deutlichen Kuschelkurs mit den großen Energieversorgern gefahren. Bloß ist ihr dabei die alte Klientel abhanden gekommen, der Mittelstand, und dann auch noch ihre Zugehörigkeit zum Bundestag. Wenn wir nun erklären würden, dass von den etwa 400 000 Arbeitsplätzen in der Erneuerbaren-Branche ein nicht geringer Teil mittelständisch geprägt ist und die FDP mit Kampagnen wie diesen fleißig weiter Eigentore schießt. Dann, nun, dann wäre das nahe an einem guten Rat, der die Liberalen demnächst wieder „vernünftig handeln“ und zu alter Stärke wachsen ließe.

Aber das muss man wirklich wollen…