Windräder können die Windkraft über ein Getriebe zum Generator übertragen oder aber getriebelos. Für den zweiten Fall hält die Technik folgende Möglichkeiten bereit: Elektromagneten, die mit Kupfer arbeiten, oder permanent erregte Magneten. Für diesen Typus werden die Fähigkeiten des Metalls Neodym benötigt.
Neodym zählt zu den Seltenen Erden und ist als Stoff selbst unbedenklich. Es ist weder radioaktiv noch mit anderen strahlenden Stoffen in den permanent erregten Magneten von getriebelosen Windenergieanlagen verbaut.
Eine ARD-Fernsehsendung aus dem Jahr 2011 richtet den Blick auf die Bedingungen beim Abbau und der Förderung des Neodyms. Weil es aus Gesteinsschichten gewonnen wird, in dem neben giftigen Substanzen auch Thorium und Uran vorkommen, ist besondere Sorgfalt gegenüber Umwelt und Menschen erforderlich. China ist mit weit über 90 Prozent Anteil am Weltmarkt führendes Förderland. Und missachtet nach Recherchen der ARD-Journalisten seine besondere Verantwortung beim Abbau und der Lagerung der giftigen und radioaktiven Substanzen.
Seriös betrachtet wird das unbedenkliche Neodym hauptsächlich für Konsumgüter eingesetzt. Es findet sich in Smartphones, Fernsehern, Computern, CD-Playern, Lautsprecherboxen, Digitalkameras. Dazu in der Radiologie (MRT), in Hybridautos und auch in Windenergieanlagen. Laut einer aus dem Jahr 2011 stammenden Betrachtung von Peter Sennekamp, Sprecher des Europäischen Windkraftverbands EWEA (European Wind Energy Association), entfielen 2010 insgesamt 0,4 Prozent der weltweiten Neodymproduktion auf die europäische Windkraftbranche. Seine Prognose damals: Bis 2020 werde sich der Anteil auf 0,98 Prozent erhöhen.[1] Allerdings setzen die Anlagenbauer in Deutschland in der Regel auf Räder mit Getriebe oder Elektromagneten, sodass der Anteil von Windrädern mit Neodym-haltigen Magneten hierzulande gering ist.
Windenergieanlagen-Hersteller wie zum Beispiel der deutsche Marktführer Enercon verweisen darauf, überhaupt kein Neodym in ihren Maschinen zu verbauen. Für die anderen Anlagenbauer eröffnen sich verschiedene Handlungsmöglichkeiten: Umstieg auf Förderländer (USA, Australien), die Umwelt- und Sozialstandards nach ISO 14001 einhalten; Druck auf die bisherigen Lieferanten in China; Recyclingpotenziale bei Seltenen Erden ausschöpfen[2]; Umstieg auf getriebelose Windräder mit Elektromagneten, die ohne permanent erregte Magneten (Neodym) auskommen.
Die Herausforderungen bei Seltenen Erden bestehen mithin in der umweltschonendsten Gewinnung sowie auf dem Feld der Ressourceneffizienz und der nachhaltigen Rohstoffwirtschaft. Eine radioaktive Gefahr herbeizureden, weil Neodym in Handys, Fernsehern, Magnetresonanztomographen oder Windrädern verwendet wird[3], ist schlicht unseriös und Unfug.
[2] Schlussfolgerungen einer Studie des Öko-Instituts Freiburg
[3] Wie in Haltern geschehen, siehe Satirebeitrag