Windenergieförderer contra Energieromantiker: Johannes Lackmann nimmt einen Ruhrbaron aufs Korn.

Windenergieförderer contra Energieromantiker: Johannes Lackmann nimmt einen Ruhrbaron aufs Korn.

Ein Geisteskind des Kohleadels nennt sich Ruhrbaron. Liegt mit Laptop im Liegestuhl und planscht mit seinen Füßen im Grubenwasser-Pool von Duisburg-Überall. Idyllisch gluckert das unendlich nachlaufende Nass, grüßt als ewige Hypothek der Steinkohleförderung. Sanft und stetig schwappt das warme, PCB-verseuchte Wasser über den Rand. Der Ruhrbaron verliebt und verliert sich derweil in Visionen eines freien, sozialen, subventionsfreien Strommarkts der Zukunft.

Ja, haucht er, ein Kohle- oder Gaskraftwerk sei ihm lieber als der Subventionsstrom aus Sonne und Wind. Kurz muss er husten, als der Wind das liebliche Abgas des Brikettgrills zu ihm herüber trägt. Ach, könnte doch jetzt sein Großonkel von der Schicht zum BBQ kommen und ihm wie früher einen der Abertrilliarden Kohlepfennige zustecken. Leider ließ der Oheim die Gesundheit untertage und dank Staublunge viel zu früh sein Leben.

Schnell vertreibt der Ruhrbaron Qualm und Gram. Muss er doch noch wohlig und mit feinem Geist die Energiewende an sein Journalistenkreuz nageln. Aus des Barons Feder ergießen sich Bestleistungen wie Subventionsschnorrer, Vogelschredderfraktion, verlogene Abkassierer, asoziales Projekt ins Internet. Er würde gern noch viel mehr Hirnsalven in den Wind schießen.

Wenn der Rhein die idyllischen Bergsenken überflutet, wird Duisburg zum neuen Atlantis

Doch jetzt muss er Land gewinnen, denn sein Ruhr- wird gerade Feuchtgebiet. Von ihm fast unbemerkt sind die Kommunen klamm geworden, die Ruhrkohle pleite gegangen. Und so fehlen die 100 Millionen Euro jährlich, um das Gruben-, Ab- und Grundwasser bergauf zu pumpen. Die Region, deren bis zu 25 Meter tiefe Täler romantisch Bergsenken genannt werden, wird dem Spiel der Natur überlassen.

Endlich wird der Ruhrpott seinem Namen gerecht, wird Gefäß, Badewanne für Millionen. Denn er nimmt auch noch wie aus einem Guss die großen Gaben von Gevatter Rhein auf. Das mythische Gewässer hat den Durchbruch geschafft, kein Damm, kein Deich hält seinen Wassermassen mehr stand. Das öffentliche Geld für das Unterhalten der Schutzwälle ist aus, Atlantis bekommt Gesellschaft durch Duisburg und Moers. Alles liegt jetzt 14 Meter unter Normalnull.

Der Ruhrbaron hat sich derweil ins Trockene gebracht. Von der Zugspitze twittert er: Keine Subventionen mehr für Strom, allein der Preis solle entscheiden. Sein Blick schweift in die Ferne, kein Gletscher nirgends. Leise seufzend legt er noch dreimal Sonnenschutzcreme nach.

:: :: :: :: :: :: :: :: :: :: :: :: ::
Anmerkung:

Wer klare Worte im Ringen um Energiewende und Naturschutz liebt, sollte den Disput, der dieser Satire zugrunde liegt, zwischen Stefan Laurin und Johannes Lackmann im Original nachlesen.[1] Laurin ist „Ruhrbaron“, verantwortlicher Autor des gleichnamigen Webportals. Lackmann ist Befürworter der Energiewende und Geschäftsführer der Firma WestfalenWIND, die zu den Erfindern von WindkraftSatire.de zählt.

Der online ausgetragene Konflikt zwischen beiden rankt sich um eine gemeinsame Erklärung von Naturschutzbund (NABU) und dem Bundesverband Windenergie (BWE) zum Ausbau der Windenergie. Angesichts der Blockade-Haltung vieler Windenergie-Projekt durch den NABU, so auch im Kreis Soest, sei die gemeinsame Erklärung nicht nachvollziehbar, so Lackmann.[2] „Ruhrbaron“ Laurin weidet sich an diesem Konflikt und nutzt ihn zur Fundamentalkritik an der Windenergie.

Negativbeispiel für die Haltung des NABU: Auf der Heddinghäuser Haar ist über Jahre die Umweltverträglichkeit eines Windparks geprüft worden, im beständigen Austausch aller Interessen. Gleichwohl beharrt der Naturschutzbund NABU auf einer formalen Umweltverträglichkeitsprüfung für das Projekt, die zwar nicht zwingend vorgeschrieben ist und durch angemessene Prüfung von Umwelt- und Artenschutzbelangen im Genehmigungsverfahren ersetzt werden kann. Per Klage wird das langwierige Abstimmungsverfahren torpediert. Dies veranlasst die Initiatoren vieler Bürgerwindparks, wie Johannes Lackmann, zu harscher Kritik gegenüber dem NABU und besagter gemeinsamer Erklärung mit dem BWE.

[1] Nachzulesen bei den Ruhrbaronen
[2] Mehr im Zeitungsbericht der Neuen Westfälischen

Schreibe einen Kommentar

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.