Die Energiewende passt nicht allen Menschen ins Kalkül. Auf vielfache Weise wird daher versucht, sie in Misskredit zu bringen. Zu Beginn der Energiewende wurden die Erneuerbaren belächelt, da sie den enormen Energiehunger der Gesellschaft nicht zu stillen in der Lage seien. DSC_0652 (Kopie)Als sich die Ausbauerfolge einstellten, ging es den Bewahrern alter Strukturen auf einmal zu schnell. Abwehrreaktionen bis hin zu Verhinderungsstrategien folgten. Und natürlich greifen die Gegner auch zu einem der letzten Mittel, der Preis-Frage.

Die Preis-Frage

Ein Aspekt ist dabei der Strompreis. Die Gesellschaft könne sich den vermeintlich teuren Transfer der Energiesysteme nicht leisten, heißt es. Dass der einzelne Haushalt zur Energiewende in einem Umfang beiträgt, der ungefähr den jährlichen Ausgaben für Körperhygiene entspricht, passt nicht in die PR-Strategien. Stattdessen rechnen selbst [Journalisten der als seriös geltenden FAZ] gerne die Kosten zuungunsten der Energiewende hoch.

Ins Visier genommen wird grundsätzlich der gesetzlich nach Energie-Einspeise-Gesetz (EEG) geregelte Fördersatz, den Verbraucher als Aufschlag auf den Strompreis zahlen. Es handelt sich um die so genannte EEG-Umlage.

Windenergie an Land wird schon heute konkurrenzlos günstig produziert

Die EEG-Umlage meint die festgelegten Fördersätze pro Kilowattstunde eingespeisten Grünstroms, die je nach Art der erneuerbaren Energie-Quelle unterschiedlich hoch sind. An Land erzeugter Windstrom ist dabei eine der günstigsten Formen, ihr eingespeister Strom wird inzwischen mit den geringsten Centbeträgen pro Kilowattstunde vergütet. Energie aus Biomasse zum Beispiel ist dagegen teurer.

Erst am Ende eines Jahres zeigt sich, ob der allgemeine Cent-Aufschlag auf den Strompreis ausreichend war, um die Gesamtmenge eingespeisten Grünstroms aus dem EEG-Umlage-Topf vergüten zu können. Erklärter Wille der Politik ist es, den Strompreis stabil zu halten und die EEG-Umlage eher zu senken.

Gegner der Energiewende halten die EEG-Umlage wahlweise für den Preistreiber beim Strom, für zu hoch, für unsozial und so weiter und so fort. Weil das Gebilde EEG komplex ist und die Mechanismen der Preisbildung schwer verständlich sind, nutzen die bisherigen Profiteure der atomar-fossilen Energiewirtschaft die Mittel der Vereinfachung und Desinformation. Ihnen ist nicht daran gelegen, die wahren Kosten ihrer eigenen konventionellen Energieerzeugung offen zu legen…

An dieser Stelle seien die wichtigsten Kostenaspekte in den Zusammenhang gesetzt und entkräftet.

Förderung der Erneuerbaren zu hoch?

Der in Baden-Württemberg aussortierte CDU-Politiker Günter Oettinger wurde ausgerechnet als EU-Kommissar für Energie recycelt. Unter seine Ägide als Ministerpräsident dümpelten die erneuerbaren Energien im Ländle vor sich hin, während der Atomkraftwerksbetreiber EnBW verlässliche Abnehmer für seine erzeugte Energie fand. Oettinger nutzt nun die europäische Ebene, um den erneuerbaren Energien Steine in den Weg zu legen. Ein Instrument dabei sollte der Subventionsbericht sein, den sein Haus auf Geheiß Oettingers anfertigen ließ und der die Kostspieligkeit der regenerativen Energien nachweisen sollte.

Dumm bloß, dass der EU-Subventionsbericht zur Unzeit an die Öffentlichkeit gelangte. Das heißt: Bevor die Brüsseler Beamten unbequeme Wahrheiten schwärzen und streichen konnten, kam heraus:

27 Länder der Europäischen Union hatten erneuerbare Energieträger mit insgesamt 30 Milliarden Euro gefördert
Für nukleare Kraftwerke wurden 35 Milliarden aufgewendet und Kohle und Gas erhielten 40 Milliarden. Rechnet man die sozialen und gesundheitlichen Folgekosten dazu, so errechneten die EU-Beamten, wird die fossil-atomare Energiebranche jährlich mit 130 Milliarden Euro gestützt

Allein diese höchstamtliche Kostenaufstellung zeigt, dass die erneuerbaren Energien zu Unrecht als Subventionsloch bezeichnet werden. Allen gängigen Berechnungen zufolge wird der Strompreis nach dem Umbau auf 100 Prozent nachhaltige Energieversorgung nicht höher liegen als heute. Bis dahin sind aber selbstverständlich Investitionen nötig, die eine besondere Stellung der regenerativen Energien betonen. Wer das in Abrede stellt vergisst, dass für den Aufbau atomar-fossiler Energiesysteme erheblich höhere Summen bereit gestellt worden sind. Systeme, die der Gemeinschaft noch über Jahrzehnte, wenn nicht Jahrhunderte (Atommüll) Probleme und Folgekosten bescheren.

Strompreistreiber EEG?

Tatsächlich gehen die gestiegenen Strompreise zwischen 2000 und 2013 zu zwei Dritteln auf das Konto der konventionellen Energieerzeugung, sind begründet in Vertrieb und Gewinnmargen der etablierten Versorger. Dies haben Organisationen wie der World Wildlife Found (WWF) Deutschland errechnet. Wie könnte es auch anders sein, wenn die Kosten für die schmutzigen Rohstoffe Kohle, Gas und Öl im selben Zeitraum um mehr als den Faktor 2 gestiegen sind. Der Import teurer Energieträger kann auf Dauer nicht mit den kostenfreien Rohstoffen Wind, Sonne und Wasser konkurrieren.

Wahr ist: Die Vergütung erneuerbarer Energien ist durch das EEG transparent geregelt, es gibt keine versteckten Subventionen. Die Kosten sind rückläufig, weil durch technische Entwicklungen Sparpotenziale erschlossen werden. Dies ist bei der degressiven Vergütung berücksichtigt, die über den Zeitraum von 20 Jahren weniger Ertrag pro Kilowattstunde erbringt.

Die möglichen Konstruktionsfehler bei der Umlage nach EEG (also die Verteuerung) werden gerne den regenerativen Energieerzeugern angelastet. Dies ist gleichwohl falsch und unzutreffend, es gibt keine zu hohe Förderung. Anlagen der Erneuerbaren Energien benötigen – entsprechend ihrem Ausbau seit 2009 – etwa doppelt so hohe Förderbeträge. Verdoppelung!

2009 setzte sich aber zugleich ein politischer Wille durch, der das Berechnungsverfahren der Umlage (Ausgleichsverfahren ab 1.1.2010) neu regelte. Die politisch motivierte Folge: Seit 2009 hat die EEG-Umlage sich verfünffacht. Verfünffachung! Gegenüber einer Verdopplung der Förderung einer gewachsenen Anzahl von Grünstrom-Anlagen. Wer weiterhin glaubt oder propagiert, die Erneuerbaren Energien würden die Verantwortung für den Anstieg der EEG-Umlage tragen, verschließt die Augen vor mathematischen Gesetzen oder führt Böses im Schilde.

Diese Schieflage liegt also nicht am nötigen Zubau und der Förderung von Wind-, Sonnen- und Biomasse-Energieanlagen. Sondern allein am Berechnungsverfahren, an Konstruktionen wie Stromhandel an Terminmarkt bzw. Spotmarkt,  Umlage-Befreiung von Unternehmen etc. Haarklein und fein hat zuletzt Tina Ternus die Zusammenhänge und Hintergründe auf dem Nachrichtenkanal E-Auto.TV dargestellt, in ihrem Beitrag EEG: Vom Hoffnungsträger zum Sündenbock.

Stromgestehungskosten

Windenergieanlagen an Land sind keine Kostentreiber, sondern haben nach wie vor großes Potenzial der Kostensenkung. Aus mehreren Gründen. Was das Gewinnen von Strom aus einer Windenergieanlage an Land kostet, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Einige davon sind Materialkosten, Betriebs- und Wartungskosten oder auch der Preis für geliehens Geld zur Vorfinanzierung des Projekts (Fremdkapitalzins). Eine aktuelle Studie des Bundesverbands Windenergie e.V. (BWE) und des Verbands Deutscher Maschinen- und Anlagenbau e.V. (VDMA) kommt zu dem Ergebnis, dass die Stromgestehungskosten auch in Zukunft weiter sinken können. So sind für Windräder der Leistungsklasse 2 bis 3 MW heute etwa 15 Prozent weniger zu bezahlen als noch 2010.

Sparpotenziale ergeben sich zudem durch technische Entwicklungen, also durch den Einsatz von leistungsstärkeren und höheren Anlagen, etwa im Repowering an bestehenden Standorten. So sind Windräder an Standorten, die vom Wind verwöhnt sind (windhöffig), um gut 5 Prozent günstiger zu betreiben als noch 2010. In weniger windstarken Gegenden lassen sich nach der Studie sogar gut 11 Prozent Kosten einsparen. Diese Möglichkeit eröffnen höhere Anlagen mit einer größeren Rotorfläche, die an stärkere Winde heranreichen.

Die Bedeutung günstiger zu betreibender Windräder liegt auf der Hand. Können die Investitions- und Betriebskosten gesenkt werden, ist eine geringere Vergütung je Kilowattstunde nötig. Dennoch bleibt Windenergie für die Anlagenprojektierer rentabel, sie entnimmt aber weniger Förderung aus dem EEG-Umlagetopf. Gründe sind effizientere Anlagen und Serienproduktion.

Das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (ISE) erwartet gemäß einer Studie (11/2013), dass die Windenergie an Land bis 2020 noch einmal bis zu 27 Prozent günstiger werde. Pro erzeugter Kilowattstunde Strom fallen an guten Standorten bereits jetzt nur noch 4,5 bis 10,7 Cent pro Kilowattstunde an. So günstig können neue Steinkohle- oder GuD-Kraftwerke nicht arbeiten. Bis 2030 erwartet das ISE moderne Windenergieanlagen auf Platz 1 der kostengünstigsten Stromerzeugung, zumal die Brennstoffpreise für fossile Kraftwerke weiter steigen werden.

Folgekosten

Die Klima- und Umweltschäden durch die Verstromung fossiler Brennstoffe sollen den Verursachern eigentlich in Rechnung gestellt werden. Bloß funktioniert das dafür entwickelte Instrument des CO2-Zertifikatehandels nicht. Das Bundesumweltamt hält 70 Euro pro Tonne ausgestoßenen Kohlendioxids für angemessen. Gehandelt werden die Papiere aber für weit weniger als 10 Euro. Dadurch wird ein großes Ziel der Abgabe verfehlt: Den umweltschädlichen Betrieb von klimaschädlichen Kraftwerken zu verteuern und unattraktiv zu gestalten. Stattdessen schlägt die Differenz zwischen vertretbarem und aktuell erzieltem Zertifikatspreis ins Gegenteil um und verhilft den Kraftwerksbetreibern zu verdeckten Subventionen im Gegenwert von über 20 Milliarden Euro. Dies sind nicht gezahlte Abgaben, die klimaschädlichen Strom unsinnig günstig halten und die Folgekosten wieder der Allgemeinheit aufbürden.

Nebenbei erwähnt: Die Emissionsabgabe soll eigentlich in die Förderung erneuerbarer Energien fließen. Auch wird der schöne Nebeneffekt verhindert, dass die EEG-Umlage sinken würde, weil der Nicht-Ökostrom teurer an der Börse gehandelt werden wird.

Und während all dieser vorgeschobenen Argumente wird die an Land gewonnene Windenergie Jahr für Jahr günstiger und günstiger und …