Neodym-Guru rettet Stadt vor dem sicheren Strahlentod.

Strahlenalarm in Haltern. "Schatz, das eine Gespräch noch, dann kommt auch mein Handy weg und wir nehmen uns die Windräder vor." (Karikatur: © Heinrich Schwarze-Blanke, www.hsb-cartoon.de)

Strahlenalarm in Haltern. „Schatz, das eine Gespräch noch, dann kommt auch mein Handy weg und wir nehmen uns die Windräder vor.“ (Karikatur: © Heinrich Schwarze-Blanke, www.hsb-cartoon.de)

Im westfälischen Haltern am See laufen immer mehr Menschen in Strahlenschutzanzügen durch die Stadt. Seit der Strahlen-Guru Professor Dr. Hans-Josef Linnhoff radioaktive Gefahren in allen Lebensbereichen aufgedeckt hat, wächst seine Gefolgschaft ins Unermessliche und wird inzwischen sogar in Millisievert gemessen.

Welche bahnbrechende und lebensrettende Entdeckung aber hat der Lehrbeauftragte der Ruhr-Universität Bochum gemacht? Er hat der Halterner Welt die Augen geöffnet für eine radioaktive Gefahr, die aus Handys kommt. Aus Sonnenbrillen. Aus Fernsehern. Aus Computern. Aus CD- und Bluray-Playern. Ja, sogar aus Magnetresonanztomographen, auch aus den Motoren, die unsere Seitenfenster am Auto bewegen, und aus den Antrieben von Hybridautos. Besonders erregt Linnhoff sich über permanent erregte Magneten. Die finden sich auch in Windrädern, zwischen den Rotoren und dem Generator. Die Gefahr erwächst laut Linnhoff aus dem Metall Neodym, das zu den Seltenen Erden zählt und in all diesen Gerätschaften steckt.

Mantraartig murmelt Linnhoff seit seiner strahlenden Entdeckung vor sich hin: „Neodym ist das Böse. Böse ist das Neodym.“ Der Strahlkraft seiner Warnungen kann sich kaum jemand in Haltern entziehen. Alle rufen im Chor: „Wer neodymhaltige Geräte fallen lässt, wird radioaktiven Staub ernten.“ Oder diese: „Bei einfachen Lagerschäden steigt thoriumhaltiger Feinstaub auf und zieht in unsere Lungen.“[1]

Strahlender Linnhoff wirbelt viel Thorium-Staub auf

Besonders viel Thorium-Staub wirbelte der Neodym-Guru auf, als eine Windvorrangzone in seinem Lebensbiotop Haltern-Hullern erwogen wurde.[2] Da zogen seine Jünger sich die Schutzanzüge über und bepinselten vorhandene Windräder mit den radioaktiven Gefahrenzeichen. Mit Erfolg: Die Vorrangzone für Windräder wurde gestrichen. In Hullern glaubt man seither Professor Guru Linnhoff aufs Wort, dass vermeintlich umweltfreundliche Windräder durch ihren Neodym-Gehalt in Wahrheit sogar die atomare Gefahr des Kalten Krieges in den Schatten stellten.

Die verhinderten Windparks sind erst der Anfang in Hullern. Jetzt wollen die Linnhoff-Jünger ihren Lebensraum vollständig von Neodym befreien und lösen schon mal einen unbefristeten ABC-Alarm aus. Die einst vorgesehene Windvorrangzone wird kurzerhand zum Sperrgebiet umgewidmet. Dort soll Deutschlands erstes Endlager für hochradioaktives Neodym errichtet werden.

Linnhoff fordert die Bevölkerung auf, permanent Schutzanzüge zu tragen und alle Geräte, Hybridautos und Magnetresonanztomographen mit äußerster Vorsicht abzugeben, bevor es zu spät ist. Denn wer weiß: Bei der notorischen Fallsucht unserer Neodym-Handys könnten wir alle schon längst verstrahlt sein, ohne es zu wissen…

[1] Halterner Zeitung vom 17. März 2012
[2] Mehr im Faktencheck Neodym

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