Demokratieverträglichkeitsprüfung (DVP) am Beispiel der Wewelsburg.

Windräder an der Wewelsburg: Unsichtbar und harmlos – oder nicht doch ein Angriff auf die Demokratie, weil die in dem Gemäuer begangenen Naziverbrechen verdeckt werden sollen?

Als Öko-Diktatoren werden Vorreiter der Energiewende gerne beschimpft. Diktatur, wissen gerade die Deutschen, ist nicht gut. Da kann doch eine Demokratie-Verträglichkeits-Prüfung für Windradprojekte (kurz: DVP) nicht schaden. Sie kommt im Vergleich zu ihrer großen Schwester, der Umwelt-Verträglichkeits-Prüfung (UVP), bislang viel zu kurz.

Man weiß ja nie, ob mit dem Energiesystem nicht in Wahrheit auch gleich das Gesellschaftssystem von den Windmüllern umgekrempelt werden soll. In Ostwestfalen jedenfalls ist es noch keine Dekade her, da mussten fünf Windräder und ihre Betreiber einem Gesinnungstest unterzogen werden.

Die Wewelsburg in Büren schleppt unverschuldet eine schwere Hypothek aus der Nazizeit mit sich herum. Das im 17. Jahrhundert neu errichtete Bergschloss wollten die Schergen um Heinrich Himmler zur SS-Burg, zu einer ideologisch gefärbten Stätte der Ahnenkunde, Forschung und des Nazi-Kults machen. Im Nazischatten der Burg reiften Mitte der 2000er-Jahre Pläne für einen Windpark. Es ist ein enormer Schatten, ungefähr 80 Jahre und exakt 2,4 Kilometer lang, so weit entfernt liegt das Plangebiet für die Mühlen.

Windmühlen stehen Gedenken im Weg – mit Absicht?

Und doch: Wer hier keine Gefahr für die Demokratie erkennen will, muss auf dem rechten Auge blind sein. Die Höhere Landschaftsbehörde der Bezirksregierung Detmold hatte einen sensiblen Blick und warnte davor, dass der Bau des Windparks es „nachfolgenden Generationen verwehren könnte, das Ausmaß nationalsozialistischen Größenwahns erfahrbar zu gestalten“. Heißt: Wo Windmühlen stehen, ist kein Platz mehr für das Gedenken. Das ist schlimm. Gefährlich wird es, wenn die Windmüller mit Absicht so handeln sollten. Wenn da jemand Windräder sät, um Sturmbannführer zu ernten.

Besser vorsorglich eine DVP. Windmüller und -räder, ab zum Demokratietest!
Dauer: vier Tage, plus schriftlicher Ausarbeitung.
Inhalt: Diskussion mit dem Leiter des Historischen Museums auf der Wewelsburg (1 Tag). Darin: Erörterung, ob die Windräder geeignet sind, Himmlers unvollendete Pläne für einen Autobahnanschluss des Gebiets, einen Flughafen und eine Talsperre zu verdecken.
Weiterer Inhalt der DVP: Ortstermine vor, auf und neben der Wewelsburg (3 Tage), in Begleitung von Richtern des Verwaltungsgerichts Minden und lokalen Verwaltungsbeamten. Darin: Erörterung, wie es – auch aus touristischer Perspektive – um die Sichtbeziehung zwischen Burg und Windpark bestellt ist.

Ergebnis der DVP: Windräder sind keine Neonazis, stehen weder in dem von Himmler überplanten Bereich noch verstellen sie den Blick auf das kulturelle Erbe der Wewelsburg. Mahnendes Gedenken bleibt gewahrt. Gut, dass das mal offiziell behördlich bestätigt wurde.

P.S.: Die Zweifel an der Gesinnung der inzwischen gebauten Windräder sind bis heute nicht völlig ausgeräumt. Ganz vereinzelt sieht man zur blauen Stunde in den Hügeln um die Burg noch Demokratiewächter und Energiewendeskeptiker kauern. Sie blinzeln in der untergehenden Sonne in Richtung Windpark, reiben sich irritiert das rechte Auge. Und, tatsächlich, verschmelzen da nicht die Rotorblätter eines Windrads allmählich zu einem Hakendreieck? Wirklich bloß eine Führer Morgana oder doch die Vorboten der Öko-Diktatur?

1 Kommentar
  1. Zum schreien komisch :-), aber leider so wahr.

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