Die Konflikte von Klimaschutz und Artenschutz

IMG_7342 (Kopie)Was hat ein Windrad mit einem Zebrastreifen zu tun? Mit etwas Fantasie und Wohlwollen können beide Dinge für sich geltend machen, der Sicherheit zu dienen.

Windräder möchten die Energieversorgung sicherer machen und dabei klimaschädliche und umweltzerstörende Energieträger ersetzen. Wer wollte ernsthaft bestreiten, dass jede Tonne nicht verstromter Kohle, jeder nicht verbrannte Liter Heizöl oder Benzin nicht dem Wohle von Mensch, Tier und Natur dient? Zudem hat eine größere Unabhängigkeit von den Exporten rohstoffreicher Staaten nicht allein wirtschaftliche Folgen, sondern kann zudem weltweite Konflikte um Ressourcen entschärfen.

Sicherheitsaspekte wie diese werden allerdings von den Gegnern der Windkraft ignoriert. Im Gegenteil: Akteure beschwören im Namen des Artenschutzes reflexartig die Gefahren für Vogel- und Fledermausarten, selbst wenn die Bestände eine positive Entwicklung zeigen oder Auflagen von Betriebszeiten für Windräder zusätzliche Sicherheit bringen.

Der Hang zu dramatisieren

Opfer an Windrädern sind nicht zu leugnen. Ein tot aufgefundener Vogel, so bedauerlich der Vorfall auch ist, wird von den vermeintlichen Artenschützern gleich grundsätzlich gegen die Windenergie instrumentalisiert. Dieses Verhalten erinnert an Vorbehalte gegen Zebrastreifen.

Wer wollte bestreiten, dass Zebrastreifen ein Instrument sind, Menschen vor den Gefahren des von ihm selbst verursachten und geduldeten Straßenverkehrs zu schützen? Kommt es an dem Zebrastreifen dennoch zu einem Unfall, wird niemand ernsthaft den grundsätzlichen Sinn von Fußgängerüberwegen in Zweifel ziehen. Es würde vielleicht versucht, den Streifen sicherer zu machen. Ihn zu verbieten wäre grotesk.

Ebenso unverhältnismäßig ist der Versuch, bei Windrädern das Tötungsrisiko für Vögel und Fledermäuse zu dramatisieren, wenn es zu seltenen Opfern kommt.

Im Verhältnis sterben wenige Vögel an Windrädern

Seltene Opfer. Das passt nicht zu den Darstellungen, mit denen Artenschützer ihre Einflussbereiche in der Natur frei von Windrädern zu halten versuchen. Geschätzte 100 000 verendete Tiere pro Jahr, das ist keine Zahl, mit der man sich schmücken könnte. Das gilt für alle Seiten. Artenschützer aber tun so, als gäbe es nicht die weitaus höheren Opferzahlen von Vögeln und Fledermäusen an Stromleitungen, Hochhäusern oder im Verkehr. Die Zahlen gehen in die Millionen. Fast 25 000 Windräder zählte die Republik zu Beginn der 2010er-Jahre. Sie im Vergleich als Todesfallen zu brandmarken, das dient wohl eher anderen Zwecken.

Streitfrage: Wann ist die Gefahr für eine Tierart signifikant erhöht?

In immer größerer Zahl beschäftigen die Gerichte sich daher mit dem Begriff des „signifikant erhöhten Tötungsrisikos“, das vorliegen muss, um ein Windenergieprojekt in Frage zu stellen. Die Rechtsprechung steht vor einer schwierigen Aufgabe, verallgemeinerbare Urteile zu fällen. Die Begriffe sind nicht eindeutig und daher angreifbar.

Ungeachtet der Frage nach dem konkreten Gefährdungsgrad von Tier und Art kommt die Windenergie ihrer Verantwortung für die Umwelt in vielen Bereichen nach, obligatorisch sind umfangreiche Untersuchungen zum Artenschutz. Abschaltzeiten, Tabuzonen, Ausgleichsmaßnahmen zur Schaffung alternativer Jagdreviere – mit solchen Instrumenten bleiben sensible Bereiche vor nennenswerten Auswirkungen verschont.

Eine Garantie für gefahrlose Energiegewinnung wird es nicht geben können. Der Abwägungsprozess aber kann auch hier nur lauten: Für irreversible Schäden an Fauna und Flora sind nicht erneuerbare Energieträger verantwortlich.