Advent, Advent, die Welt brennt – Aber allein der VLAB hat die Rauchzeichen der Zeit erkannt

Von der Oberpfalz aus die ganze Welt? Noch macht der „Landschaftspflege und Artenschutz“-Verband VLAB in die Windeln und klagt sich doch schon durch die Republik. Auf seinem Feldzug gegen Windräder hat er aber bereits weite Teile des Globus‘ im Blick. Brennend interessiert ist der VLAB daran, die Lunte auch an die Energiewende in Australien und den USA zu legen. Brandheiße Meldungen aus New South Wales und Kalifornien bestärken den Verband in seinem Tun.

Erst wenn der letzte Baum in Rauch aufgegangen ist, wird dem VLAB aufgehen, dass er als Landschaftsschutzverband eine völlige Fehlbesetzung ist. Bis dahin aber wird er weiter hemmungslos und sinnbefreit Dinge posten wie: Unsere Wälder werden „nicht brennen, außer verursacht durch Windräder.“ (Foto: © Windkraft Satire, Karikatur: HSB)

„In unserem Kampf für den Erhalt von Natur und Landschaft bekommen wir gerade eine Menge ermunternder Zeichen von Partnerverbänden aus der Region Sidney“, sagt VLAB-Vorsitzender Heribert Johann Bradtka stolz, „aber komischerweise in Form von Rauchzeichen. Die lassen wir im Moment ins Nordbairische übersetzen. Die Ergebnisse müssten jeden Augenblick vorliegen!“ Heribert Johann Bradtka lacht. „Es gibt halt bei den Amis und den Aussies gottlob noch genau so viele Eingeborene wie in der Oberpfalz. Ich finde deren Rückbesinnung auf traditionelle Kommunikationsformen super, gerade wenn sie – wie Rauchzeichen – keinen Strom verbrauchen.“

Die Oberpfalz ist nicht genug: Bundesweites Klagerecht, um die Obsession gegen Windräder auszuleben

In der Zwischenzeit richtet Bradtka den Blick auf die Erfolge im Inland. Erst 2014 gegründet, wird der VLAB schon 2015 als Umwelt- und Naturschutzvereinigung anerkannt. Auf der Ernennungsurkunde honoriert der Freistaat Bayern die Pflege und Aufzucht von zwei ausgesetzten Regenwürmern bei strömendem Nieselregen. Nach diesem heroischen Einsatz für die Fauna wendet der VLAB sich dem eigentlichen Ziel zu: Im Namen der Natur setzt der Verhindererverein sich „gegen die Auswüchse der Energiewende ein“, die „Kultur- und Waldlandschaften“ angeblich zu „naturfernen Energie-Industriegebieten“ machten und deren „Ästhetik und […] biologische Vielfalt“[1] schädigten. Bradtka hat ja nichts gegen Windenergie, aber sie könnte sinnvoller produziert werden. Etwa mit Hilfe der russisch-deutschen Gasleitung „Nord Stream 2“. „Warum leiten die Russen nicht ihren unendlichen Steppenwind durch das Rohr“, fragt Populäristwissenschaftler Bradtka, „und Deutschland baut ans Ende der Leitung einen Propeller?! So geht Windstrom, bingo!“

Wer so groß denkt, für den ist Bayern als Schlachtfeld natürlich viel zu klein. So wartet der VLAB ungeduldig auf die bundesweite Anerkennung durch das Bundesumweltamt. Die kommt Anfang 2019 und wird vom VLAB als grünes Licht für Klagewellen in ganz Deutschland verstanden.[2] Kaum anerkannt, spürt der Verband entstehende Windparks auf und torpediert sie – den ersten in Baden-Württemberg. Gegen Ende des Jahres nässt der VLAB sich vor Freude noch einmal ein: Es geht mit anwaltlicher Hilfe „gegen einen geplanten Windpark in Hessen“.[3]

Klima-Prima-ten am Werk: „Der Forst wird nicht brennen, außer verursacht durch Windräder“

So viel positiver Gestaltungswillen ist wenigen Naturschutzbünden eigen. Der anrührend rührige VLAB aus Bayern ist besonders für das „Gegen“, also pro contra. „Naturlandschaften und historisch gewachsene Kulturlandschaften“ seien g e g e n „Verunstaltung, Zersiedelung und sonstige Beeinträchtigungen“[4] zu schützen. Das Credo des VLAB: Je kleinwüchsiger die Energiewende, desto besser. Auch für die Psyche. Die Menschenversteher des Verbands kommentieren die Nachricht „Die Deutschen sind besonders von Depressionen betroffen“[5] mit ihrer gottgegebenen Wissenschaftlichkeit: „Diese Meldung verwundert nicht, denn in keinem anderen Land der Welt herrscht eine solch große Klimahysterie & Panikmache als [!] in Deutschland.“[6]

Kein Grund also zur Panik, finden die Klima-Prima-ten. „Ein bisschen Erderwärmung hat noch niemandem geschadet, fragen Sie doch mal die Australier“, sagt VLAB-Vorsitzender Bradtka. „Die liegen seit Jahrzehnten nackig unterm Tannenbaum und genießen ihre heißen Sommer. Knackig-braune Weihnachten, hahaha.“ Und wo er gerade Spaß macht, verweist er auf einen nachhaltigen Gag des VLAB auf facebook. Dort kommentiert der Verband die Warnung eines Meteorologen und Geographen, auch der Wald im Landkreis Ebersberg (Bayern) werde wegen des Klimawandels irgendwann Feuer fangen[7], mit den Worten: „Der Ebersberger Forst wird nicht brennen, außer verursacht durch Windräder.“[8]

VLABs einziger Verdienst im Artenschutz: Zwei ausgesetzte Regenwürmer liebevoll aufgezogen

Und so nimmt Bradtka mit australischer Gelassenheit die Depesche des Übersetzerbüros Brandt & Obvah entgegen. Es hat mittlerweile die Rauchzeichen aus Sidney ausgewertet. „Röchel, Help und Hust?“, fragt Bradtka irritiert. „Das müssen indigene Ausdrücke sein.“ Als Bradtka auf den Absender schaut, glaubt er an einen Scherz. „SUV ist unsere Partnerorganisation, das steht für Sidneys Umwelt Verband. Unterzeichnet ist das Rauchzeichen aber mit Sidneys Umwelt Verbrannt. Schon merkwürdig. Aber irgendwie mag ich diesen staublungentrockenen Humor.“

Brandtka geht indes auf Nummer sicher. „Wir lassen das noch mal prüfen. In den USA wird es wohl irgendeinen Indianerstamm geben, der sich damit auskennt.“ Gerade würden in den Weinanbaugebieten nördlich von San Francisco ja die Wochen der Rauchzeichen veranstaltet. „Das zeigt jede Nachrichtensendung im Moment. Aber Sie müssen mich jetzt leider entschuldigen. Ich muss noch schnell unsere beiden Regenwürmer – ,Klimawandel‘ und ,Leugner‘ – gießen und dann Klage gegen den nächsten Windpark einreichen.“

Waldbrände in Kalifornien, Buschbrände in Australien[9] – und in Oberpfälzer Kleinhirnen sind Windräder dafür verantwortlich, dass die Welt in Flammen aufgeht. Der VLAB hat wahrlich die Rauchzeichen der Zeit erkannt…

[1] So beschreibt der Verein für Landschaftspflege und Artenschutz in Bayern e.V. (VLAB) sich auf der Startseite im Internet selbst.
[2] Jürgen Quentin hat im zweiten Quartal 2019 in einer Studie für die Fachagentur Windenergie an Land beklagte Windenergieanlagen in Deutschland untersucht. Er findet es „bemerkenswert, […] dass einige Verbände mit Sitz in einem Bundesland nicht nur Windräder in ihrem regionalen Umfeld, sondern auch in anderen Ländern angreifen“. (ebd. S. 14f.) Ob der VLAB sich aus einem anderen Grund gegründet hat, als Windräder zu blockieren, darf bezweifelt werden. Quentin hat herausgefunden, dass „ein bayerischer Naturschutzverband […] bei 37 Windenergieanlagen der Stichprobe als Kläger“ auftritt.
[3] Laut Post vom 15. Dezember 2019.
[4] Laut Selbstbeschreibung des VLAB.
[5] So berichtet zum Beispiel die Berliner Zeitung.
[6] Dieser äußerst menschenfreundliche Post stammt vom 12. Dezember 2019.
[7] Die Auswirkungen des Klimawandels auf deutsche Wälder am Beispiel Ebersberg ist in diesem Artikel des Merkur dargestellt.
[8] Wenn Ideologie und Populismus sich paaren, entstehen solche Posts.
[9] Ob dem VLAB der zynische Spaß vergeht, wenn er sich ernsthaft mit den Auswirkungen des Klimawandels, der enormen Dürre und den Leben vernichtenden Bränden befasst? Einer von vielen Artikeln zu den Brandherden dieser Welt ist von der Süddeutschen Zeitung veröffentlicht.

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