Achtung, keine Nisthilfe! Vermeintliche Vogelfreunde in Stemwede tun den Weißstörchen nicht gut.

Absurdistan lässt auch im Kreis Minden-Lübbecke grüßen. Um einen Windenergie-Fall aus Stemwede bei Preußisch Oldendorf einordnen zu können, stellen wir uns zunächst folgendes Szenario vor:

Sie möchten unbedingt ein neues Geschäft für fair gehandelte Bio-Bananen verhindern. Ihr Argument: Weggeworfene Bananenschalen seien ein Unfallrisiko für Menschen, die ausrutschen könnten.

Nun werfen Sie selbst regelmäßig Bananenschalen auf die Wege rund um den Laden. Damit bringen Sie das Bananen-Geschäft zwar nicht zum Scheitern, erreichen aber immerhin eingeschränkte Öffnungszeiten. Nur wenn keine Schalen auf den Wegen liegen, so die Auflage, darf der Laden seine Öko-Frucht vertreiben.

Windpark übersteht Blockadeversuche

Ähnlich Skurriles spielt sich in Stemwede an der Nordost-Grenze Nordrhein-Westfalens zu Niedersachsen ab. Der auf landwirtschaftlicher Fläche gebaute Windpark Niederheide mit fünf Windenergieanlagen wird vom Nabu beklagt.

Mit wechselndem Erfolg: Mit einem Eilantrag auf Aussetzen der Baugenehmigung hatte der Verband im März 2014 Schiffbruch erlitten. Denn das Verwaltungsgericht Minden hatte nichts dagegen einzuwenden, dass der Nabu im Genehmigungsprozess eine untergeordnete Rolle spielte. Die Räder in den nicht direkt zusammenhängenden Gemarkungen Schröttinghausen und Getmold nahmen ihren Betrieb auf, in verträglicher Nachbarschaft zu Weißstörchen und dem Greifvogel Rohrweihe. Bis das Oberverwaltungsgericht (OVG) Münster im Juli 2014 dem Nabu, der notorisch auf Verfahrensfragen pochte (siehe Teil II der Geschichte), doch noch nachgab.

Kurios: Dem Artenschutz übrigens wird natürlich auch ohne Nabu Rechnung getragen. Eine Anfang der 2000er-Jahre aufgestellte Nisthilfe für Weißstörche im nahen Ortsteil Levern führt mittelbar dann zu Betriebsbeschränkungen des Windparks, wenn Störche dort nisten.

Der Nabu macht gemeinsame Sache mit den Pseudo-Tierfreunden

Während der Nabu im Vordergrund weiter gegen den Windpark vorgeht, ist ein bizarres Hintergrundflimmern zu beobachten. Mitglieder einer Bürgerinitiative gegen den Windpark entdecken auf einmal ihr Herz für die Weißstörche. Wo keine sind, sollen dringend welche her. Plötzlich wachsen zwei weitere Nisthilfen in den Himmel. Wie „zufällig“ in der konkreten Planungsphase für den Windpark, der endlich im April 2010 auf richterliche Anweisung den positiven Vorbescheid erhält.

Grundsätzlich gilt: Die Kollisionsgefahren von Weißstörchen mit Windmühlen sind gegeben, halten sich aber in Grenzen. Dennoch wird das Tier von Windkraftgegnern wie in Stemwede als Argumentationshilfe missbraucht. Der Bananen-Laden lässt schön grüßen: Erst bringen wir Nisthilfen für Störche in die Nähe bereits genehmigter Windenergieanlagen, und dann beklagen wir die ach so gefährdeten Lebensumstände der Tiere.

Und der Nabu? Der sollte eigentlich seinem Satzungszweck nachkommen und gefährdete Arten dort schützen, wo die Gefahr entsteht. Sie entsteht in den Reihen willfähriger Mitglieder von Bürgerinitiativen, die Störche für ihren ohnehin dünnen und populistischen Feldzug gegen die Energiewende instrumentalisieren.

Stattdessen übernimmt der Nabu gerne pseudo-wissenschaftliche Beobachtungen und Statistiken über Populationsentwicklungen von lokalen Initiativen und vermeintlichen Naturschützern. Damit erhält das falsche Spiel von örtlichen Aktivisten das offizielle Siegel eines Naturschutzverbandes, der trotz aller Beteuerungen der Energiewende Knüppel in den Weg wirft.

Der Fall Preußisch Oldendorf aber besitzt noch eine andere Dimension…→ hier weiterlesen