Wenn Rotmilan-Liebe durch den Fladen geht: Krankhafte Windradgegner robben über Kuhwiesen, um die Höhe von Grashalmen zu messen. Eine wahrlich beschissene Idee! (© Windkraft Satire, Karikatur: Heinrich Schwarze-Blanke, HSB-Cartoon)

Die Angst geht um: Im Sauerland sind die ersten Fälle von krankhafter Liebe zu Rotmilanen aufgetreten. Wer von dem gefährlichen Erreger befallen ist, robbt wirr durch Rindermist und kontrolliert die Länge von Grashalmen. Anfällig sind vor allem zwangsgestörte Männer, die im Namen unschuldiger Rotmilane üblicherweise Jagd auf Windräder machen.

Eine Kuhwiese in Brilon-Wülfte in diesem Sommer. Rotmilane kreisen friedlich in der sengenden Sonne. Aus frisch gekoteter Pampe taucht Winfried Rampe auf und schreit: „Heureka! Zu kurz!“ Vor Freude rutscht dem Sprecher des Vereins für Umwelt- und Naturschutz Hochsauerland (VUNH) die Nasenklammer in den dampfenden Kuhfladen. Um dreieinhalb Zentimeter soll das Gras am Rinderdung zu niedrig sein, hat Rampe mit seinem geruchsabweisenden Zollstock gemessen. Diese Erkenntnis wird er sofort an das nächstgelegene Arnsberger Verwaltungsgericht kabeln.[1] Doch zunächst setzt er die nun farblich leicht veränderte Nasenklammer wieder auf, robbt weiter und hinterlässt dabei eine feine, braune Schleifspur.

Rinderwahn: Kühe sollen nach Windrädern die neuen Rotmilan-Killer sein

Bhagwan oder Rinderwahn: Noch streiten Experten darüber, ob Rampes Verhalten auf eine Seuche oder die Verschwörung einer Sekte zurückzuführen ist. Oder gar auf eine Kombination aus beidem. Auffällig jedenfalls ist, dass die Verwirrten vom VUNH harmlose Rindviecher zum Todfeind Nummer zwei von Rotmilanen abstempeln. „Haltet die Kühe, fesselt sie, sperrt sie in die Ställe“, brüllt Rampe gerade einen friedlich grasenden Bullen an, den er im Wahn für einen Polizisten hält. Für die Info, dass Rinder gar keine Greifvögel fressen, ist er in seiner Raserei längst nicht mehr empfänglich.

Warum sorgen sich erwachsene Menschen um die Höhe von Halmen, warum brüllen sie Bullen an? Nun, Männer wie Rampe und sein Bürokraten-Stab wachen mit Adleraugen über die zwei Hektar großen Wülfter Weiden. Mit erhobenem Zollstock mahnen sie, Stellen mit grasummantelten Kuhfladen müssten sich schön mit abgegrasten Flächen abwechseln. Rampe: „Das Verhältnis von kahler Wiese zu wucherndem Gras ist entscheidend, das ist eine Frage von Millimetern.“ Nur dann erfülle eine Weide die Anforderungen an eine Ablenkungsfläche, die Rotmilane anlocken und von Hunderte Meter entfernten Windrädern fernhalten soll.

Die Hüter der Halme wittern eine Allianz aus Rindern und Rädern

Und so lauern tiefer gelegte Männer wie Rampe im Kuhdung. Nähert sich ein Rindvieh – also die mit den vier Beinen – den saftigen Fladengräsern, spingen die Hüter der Halme auf und stürzen sich auf die Kühe. So als hätten hungrige Teenager erfahren, dass McDingen’s vor drei Minuten den Burger-Laden geschlossen hat.

Rampe fiebert jetzt. Fantasiert von verhungernden Rotmilanen und der „unheiligen Allianz aus Rindern und Rädern“. Mit Rädern sind natürlich Windräder gemeint, die für VUNH und andere Umwelt-Resterampen die Todfeinde Nummer eins der Greifvögel darstellen (mehr zum Thema hier bei Windkraftsatire). Der VUNH-Sprecher muss nun eingeliefert werden, er ist eindeutig vom Erreger der krankhaften Rotmilan-Liebe befallen.

Forderung: Wiederkäuer erschießen, Windräder zur Strecke bringen

Im aufnehmenden Krankenhaus faselt er von Sabotage durch Rinder. Denn in diesem Dürresommer, in dem kaum Grünzeug wächst, fraßen die Rindviecher nicht nur fern vom eigenen Klo. Weil die Weide nicht wie sonst spross, machten sie sich auch über das gut gedüngte Gras direkt an den eigenen Kuhfladen („Geilstellen“) her. Damit ist für Rampe und seine Freunde vom NABU der Beweis erbracht: Es gibt eine Verschwörung von Rindern und Windradbetreibern. Zusammen würden sie in voller Absicht die Wülfter Weiden roden. Ergebnis: Die Rotmilane könnten in der Steppe nicht mehr ausreichend Mäuse jagen. „Ihr Hungertod ist nah“, schluchzt Rampe und gibt ein Bild des Jammers ab.

Seine finale Folgerung geht auf keine Kuhhaut. Wenn Rotmilane nicht mehr auf kurz gefressene Wiesen flögen, dann würden die Vögel auch nicht vernünftig von den sechs Windrädern des Bürgerwindparks Wülfte ab- und weggelenkt. Die Wiesen verlören ihren Nutzen.

Für die verwirrten Vogelschützer gibt es daher nur zwei Alternativen:

1. Alle bösen, gefräßigen Freilandrinder seien an Ketten zu legen oder sofort zu erschießen – dann wachse wieder Gras. Oder
2. Die bösen Windräder, für die Ablenkungsflächen eingerichtet worden sind, seien sofort zur Strecke zu bringen.[2]

In der Not kaut die Kuh auch Gras mit Kot

Fakt ist: Rinder kauen in der Not auch Gras mit Kot. In besonders heißen Monaten wie im Sommer 2018 machen sie keinen Unterschied mehr. Halm ist Halm. Dieses nachvollziehbare Rindviehverhalten steht für die verwirrten Vogelschützer aber nicht im Zusammenhang mit extremer Trockenheit und Dürre. Hat überhaupt nichts zu tun mit den Vorboten des Klimawandels, der gerade durch Energieerzeugung aus Wind und Sonne aufgehalten werden könnte. Nein, dran glauben sollen Windräder, die Hunderte Meter entfernt einsam ihre Runden drehen. Windräder, die dem Rotmilan zwar keine Maus zusätzlich einbringen, wenn sie still stehen, aber …

Und so sieht man auch heute in Brilon und anderswo irregeleitete Windkraftgegner, wie sie mit der Nase in Kuhfladen stecken. Wie sie versuchen, das Gras wachsen zu hören und es vor Weidevieh zu schützen. Wie sie in Wahrheit stillschweigend hoffen, dass die Wiesen abgefressen werden, um als Argument gegen Windräder dienen zu können.

Und wie sie sich im flachen Gras so ins dreckige Fäustchen lachen, hat eine Kuh ein gute Idee und schickt einen wohlgeformten Fladen auf die Reise.

[1] Die fehlenden Zentimeter Grasbüschel meldete ein Mitglied des VUNH eiligst per Eidesstattlicher Versicherung dem Verwaltungsgericht Arnsberg, berichtet das örtliche Blatt Westfalenpost.

[2] Die Einstweilige Verfügung des Verwaltungsgerichts legt den Betreibern des Windparks auf, die Windräder während der Brutzeit tagsüber abzuschalten, berichtet auch der Sauerlandkurier.