Jens Spahn und Horst Seehofer können nicht überall sein. Würden die Frischlinge im Kabinett Merkel IV aber gerne. Weil der Neu-Gesundheitsminister als Allrounder selten ausgelastet ist, nominierte sein CSU-Kumpel ihn jetzt für das Zukunftsthema der Menschheit: „Spahn gehört zur Energiewende.“
Ja, natürlich. Der geborene Geistesblitzer Spahn (CDU) ist vielleicht nicht geschaffen für Gesundheitsthemen, aber für innere Sicherheit, für Tierschutz und Schwangerschaftsabbrüche, für Twitterverbote von Journalisten, warum also nicht auch für Energie- und Klimafragen?! Kaum jemand weiß, dass Spahn als Kind häufig im atomaren Zwischenlager seiner westfälischen Heimatstadt Ahaus spielte. Einmal fiel er dabei in einen Castor-Behälter voller frisch pensionierter Brennelemente. Danach war Spahn ausgewechselt wie eine alte Autobatterie. Als moderner Obelix platzt er seither vor Energie.
Und die muss immer wieder raus. Darum soll Spahn sie nach entbehrungsreichen Jahren als Pharma-Lobbyist und Berufspolitiker nun für die stockende Energiewende einsetzen. Seehofer und Spahn ergänzen sich dabei als Stichwortgeber, bestens erprobt an religiösen Themen.
Seehofer: „Der Islam gehört nicht zu Deutschland.“
Spahn: „Muslime aber schon.“
Am Kabinettstisch feixen die beiden schon mal, bis Merkel zur Glocke greift.
Seehofer: „Die Ehe gleichgeschlechtlicher Paare gehört nicht zu Deutschland.“
Spahn: „Ich aber schon.“
Seehofer: „Weihnachten gehört nicht in die Haushalte deutscher Muslime.“
Spahn: „Weihnachtsbäume aber schon.“
Wo gekalauert wird, fallen Spähne.
Naive Dialektik: Weihnachtsbäume aus dem Wald, Windenergie nicht
Für die Regierung ergeben sich ganz neue Möglichkeiten der naiven Dialektik. So liegen Weihnachtsbaum und Windenergie auch alphabetisch nicht einmal einen Knut-Wurf auseinander, wie dieser kleine Exkurs belegt.
Seehofer hat in seinem Freistaat die Vorlage gegeben: „Windräder gehören selbstverständlich zu Bayern. Aber nicht innerhalb einer Entfernung vom Zehnfachen ihrer Höhe zu den nächstgelegenen Häusern.“
Das weckt Begehrlichkeiten bei den anderen Erneuerbare-Energien-Verstehern im konservativ-libertären Politikbetrieb. Die CDU/FDP-Landesregierung in NRW verfeinerte jüngst im Landesentwicklungsplan das „Ja, aber“-Spielchen.
Hü: „Windräder gehören zu Nordrhein-Westfalen.“
Hott: „Aber nur mit mindestens 1500 Metern Abstand zu Wohngebieten.“
Die Wald- und Wiesenpartei FDP verfiel ins Grübeln: Was von Häusern abrückt, benötigt doch Platz im Grünen?!
Ergo: „Windenergie gehört entfesselt.“
Aber: „Nicht im Wald.“
Geht es in Wahrheit um die „Endfesselung“ der Windenergie?
Vermutlich handelt es sich um einen läppischen Schreibfehler bei der NRW-Regierung, die die Windenergie „endfesseln“, also final in Ketten legen will. Damit entfallen letztlich auch die von diversen Orkanen und Tannenbaumschonungen geplagten Nutzwälder als Rückzugsorte für umweltfreundliche Windräder.
Seehofers Resümee: „Weihnachtsbäume kommen aus wirtschaftlich intensiv genutzten Nadelwäldern.“
Spahn: „Windenergie aber nicht.“
Man möchte mit dem Wind heulen. Seine regenerative Energie verpufft zunehmend ungenutzt. Währenddessen spielen Spahn und Seehofer sich munter die Bälle zu.
Seehofer: „Das Pariser Klimaschutzabkommen gehört zu Deutschland.“
Spahn: „Unsere Klimaschutzziele für 2020 aber nicht mehr.“
Seehofer: „Dann eben neue für 2030.“
Spahn: „Nicht unter mir als Kanzler.“
Es ist kein Ende in Sicht.
Bis auf das Ende des Klimas, wie wir es kannten.
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