Barrikaden, Baumhäuser, beherzter Widerstand im Forst. Die Menschen hält es nicht länger in ihren Heimen, wenn es der Umwelt an den Kragen geht. Fünfzigtausend stellen sich im Braunkohlerevier am Niederrhein schützend vor den Wald. Stellen sich gefräßigen RWE-Baggern entgegen. Baggern, so riesig, dass die Mini-Hirne sämtlicher Klimawandel-Leugner und Windenergie-Allergiker in eine einzige Schaufel passen würden. Und prompt fehlzündet eine Rakete voller Ideen auch bei den Hinterwäldlern im Sauerland.

Windenergie und Wald. Zwei Freunde, die nur der kleingeistige, besorgte Sauerlandbürger trennen will. (Foto: © Windkraft Satire)

Neidisch schauten die Stammtisch-Heimatschützer aus Arnsberg und Umgebung am Wochenende nach Kerpen. Dort hatten zwei Hektar verbliebener Wald auf einmal Tausende von Freunden und Verteidigern.[1] Warum geht das nicht bei uns, fragten sich die Stammtisch-Heimatschützer der Bürgerinitiative „Nicht mit uns“ und der Naturschutzbund Deutschland (Nabu). Jener ewig doppelmoralische Nabu, der Energiewende fordert und allerorten torpediert (mehr zum Thema hier bei Windkraftsatire).

„So ne Hambacher Demo – hach, das wär’s“, seufzt der Klimakiller im Waldschützer-Pelz

„So ne Demo“, grübelten die siamesischen Wortführer Struchholz-Stichmann, „das machen wir jetzt auch, das können wir auch!“ Und so plante „Nicht mit uns“ gründlich eine spontane Massendemo gegen alle geplanten Windparks im Arnsberger Wald. Malte Plakate und Horrorszenarien, dass Land und Leute, Landschaft und Lebewesen dem Untergang geweiht seien. Dann der große Moment. Die stattliche Anzahl von rund sechs Aktivisten hat alle Zufahrtswege nach Warstein ausgeflaggt, riesige Flächen für Autoparkplätze zubetoniert, Hunderte Kilometer Mikroplastik-Absperrband gespannt, Tonnen von Tropenholz für den Baumhausbau erstanden, Vorräte aus Massentierhaltung für jahrelanges Ausharren in den Protestcamps zusammengescharrt.

Bloß, kein Auto kommt. Kein Bus spuckt Ladungen von Waldschützern aus. Nervosität greift um sich. Die ersten besorgten Bürger der Bürgerinitiativen sind besorgt, erklimmen die Bäume am Rande der Allager Mark. Vielleicht ein Unfall, ein Stau auf den Landstraßen?

Hier oben herrscht gute Sicht. Die den Blick befreit. Weitet. Eigentlich.
Die Menschen der Bürgerinitiative aber sehen nichts.
Merken nicht, dass sie auf dem Holzweg sind.

Und sie merken … nichts

Merken nicht, dass wenige Prozent eines Nutzwaldes für die Windenergie eben weder „unausweichliche Zerstörungen“ noch die Preisgabe eines ganzen Waldgebiets und des Naturparks[2] sind.
Merken nicht, wie der kleingeistige Waldgeist der Naturromantik ihre Sinne vernebelt und ihnen ein „Bild von der Heimat [einhaucht], das wir mehr gefühlt als bewusst in uns tragen“.[3]
Merken nicht, dass wenige Windräder zwischen Abertausenden von Bäumen das genaue Gegenteil dessen sind, was Braunkohlebagger für den Hambacher Forst sind.
Merken nicht, dass Stürme Kahlstellen in einem Nutzwald gerissen haben, die sich als Plätze für Windmühlen aufdrängen.
Merken nicht, dass die Energie aus dem Wald dem Wald insgesamt hilft.
Merken nicht, dass Energieträger aus der Erde zu holen dem Klimawandel in die Hände spielt, Energie aus der Luft aber das Leben der Wälder schützt und verlängert.
Merken nicht, dass der Einsatz am Hambacher Forst einer f ü r den Wald und g e g e n Klimakiller ist.
Merken nicht, dass ihr eigener Einsatz die Energiewende verzögert und im schlimmsten Fall verhindert – und somit
einer g e g e n den Wald ist.
Merken nicht, dass die heißen Sommer die Vorboten von Dürre- und Hitzeperioden sind, in denen ihr so geliebter Wald in Rauch aufzugehen droht.
Merken nicht, dass sie an dem Ast sägen, auf dem sie selbstherrlich sitzen.

Mitleid aus Hambach

Und wenn sie bis heute noch nichts merken, nehmen sie nicht einmal die mitleidigen Blicke der Hambacher Demonstranten wahr. Denn die wissen: Das Ende der Braunkohleförderung zu fordern ist nur das eine. Das andere aber ist, stattdessen grünen Strom aus der Steckdose zu erhalten. Der Wald wüsste die Antwort, gäbe eine kleine Fläche von sich her, um nicht völlig vor die Hunde zu gehen. Vor jene Hunde, die bei den Klimawandel-Leugnern, Waldromantikern und Windenergiegegnern an der Kette liegen.

[1] Über die Demo der Kohlegegner und Energiewende-Befürworter berichtet unter anderen der WDR.

[2] Die Propheten der Apokalypse äußern sich in dieser Form gerne hier und da.

[3] Gefühle ersetzen Argumente an dieser Stelle.

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