NRW-Minister Pinkwart: Er liebt die Windkraft, er liebt sie nicht

Karikatur mit NRW-Minister Andreas Pinkwart, der Rotorblätter von kleinen Windrädern reißt. Dabei sagt er: "Windkraft - ich liebe sie, ich liebe sie nicht, ich liebe sie..."
Wie bei den Gänseblümchen: NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) versucht herauszufinden, ob er die Windenergie liebt. Oder nicht. Ein Ende des Energiewende-Wahnsinns in der Düsseldorfer Koalition ist nicht absehbar. (© Windkraft Satire, Karikatur: Heinrich Schwarze-Blanke, HSB-Cartoon)

Still ist es auf den Fluren des Düsseldorfer Wirtschaftsministeriums. Alles geht auf Zehenspitzen, um nicht vom nächsten Geistesblitz des Ministers getroffen zu werden. Aus Andreas Pinkwarts Kinderzimmer erklingt das Wortstakkato: „Ich liebe sie, ich liebe sie nicht, ich liebe sie, ich liebe sie nicht…“ Der Minister hat mal wieder Nachhilfe in Energiepolitik – er übt mit der Windkraft.

Der FDP-Politiker sitzt an seinem Schreibtisch. Reißt Rotoren von Spielzeug-Windrädern, als handele es sich um die Blütenblätter von Gänseblümchen. Ein Bild anmutiger Selbstverliebtheit. Wer Pinkwart zufällig an der Stelle aus seinem Mantra reißt, an der er „ich liebe sie“ sagt, bekommt Visionäres zu hören. Dann doziert er: „Die Gesamtmenge, die aufgebaut worden ist in den letzten Jahren, an Windkraft, werden wir in den nächsten Jahren noch einmal verdoppeln. In den nächsten fünf Jahren…“[1]

Phänomenale Energiewende bei CDU und FDP – Leider nur in der Theorie…

Das ist geradezu phänomenal. Blieb doch der Ausbau der Windenergie 2018 in NRW um 60 Prozent hinter dem Vorjahr zurück, was das Bundesland bei mickrigen 13 Prozent Strom aus erneuerbaren Energien (Bundesdurchschnitt 40 %) verharren lässt.[2] Die Anhänger der Energiewende spitzen schnell die Stifte. Sie errechnen: Nordrhein-Westfalen plane laut Pinkwart also bis 2024 jährlich 400 neue Windräder mit 1200 Megawatt Leistung.[3] Die Kommentatoren reiben sich die Augen. Dringt die junge Klimaaktivistin Greta Thunberg[4] jetzt schon bei energiepolitischen Neandertalern durch?

Jäh enden die Gedankenspiele. „Ich liebe sie nicht“, brüllt Andreas Pinkwart jetzt. Wütend schaut er auf ein herausgerissenes Rotorblatt in seiner Hand. Keine Rede mehr von Ausbauplänen bei der Windkraft. Stattdessen sei sein ökologisches Erweckungserlebnis[5] von eben lediglich als „ein theoretisches Potenzial zur Verdoppelung der Kapazitäten in den kommenden Jahren“ zu verstehen.[6]

Pinkwart will Windparks vor Nordrhein-Westfalens Küste – Küste???

Schade. Es war nur Theorie. Dann gerät auch niemand in Erklärungsnot, wohin in der Praxis mit den neuen Windrädern angesichts knapper Flächen und dem von CDU/FDP verordneten Zwang großer Abstände zur nächsten Bebauung. Dann muss… „Ich liebe sie“, schreit Andreas Pinkwart plötzlich wieder durchs Zimmer und rammt einen abgerissenen Rotor in eine Landkarte auf dem Schreibtisch. „50 Kilometer westlich von Kleve und Gronau ist mehr als genug Platz!“ Sein persönlicher Referent versucht, den nächsten Imageschaden zu begrenzen: „Herr Minister, da liegt aber doch Holland!“ „Theoretisch schon“, sagt Pinkwart mit einem gewinnenden Lächeln. „Aber praktisch handelt es sich dabei um nordrhein-westfälisches Hoheitsgewässer.“ Der Mund des Referenten steht weit offen. „Glauben Sie ernsthaft“, sagt Pinkwart, „dass die holländischen Deiche dem steigenden Meeresspiegel ewig standhalten?! Mensch, in den untergegangenen Provinzen Overijssel und Gelderland bauen wir die ersten Meereswindparks vor Nordrhein-Westfalens Küste!“

Unter Profis – am besten ab in Merkels Klimakabarett

Ist es diese Weitsicht, die FDP-Chef Christian Lindner meinte? Als er davon sprach, Klimapolitik besser den Profis zu überlassen und nicht Tausenden Schülerinnen und Schülern, die freitags in den Klimastreik treten.[7] Theoretisch ist Pinkwart einer dieser Politprofis. Praktisch würde er besser mit der wandelnden Umweltverschmutzung, Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU)[8], ins Klimakabarett von Kanzlerin Angela Merkel passen.

[1] Wörtliches Transkript eines Interview-Mitschnitt des WDR.

[2] ebd.

[3] „Derzeit gibt es in NRW Windkraftanlagen mit einer Kapazität von rund 5.800 Megawatt. Eine Verdoppelung hieße: Bis 2023 müssten jährlich 1.200 MW aus Windkraft neu ans Netz gehen“, heißt es bei WDR-Online. Ebd.

[4] Kolumnist Heribert Prantl meint für die Süddeutsche Zeitung, Europa brauche mehr große Ideen und die Kraft von Visionen, für die die schwedische Schülerin Greta Thunberg stehe.

[5] Die CDU-FDP-Landesregierung redet gerne vom Ausbau der Windenergie „mit Maß und Mitte“, versteht darunter jedoch Beschränkungen und Verbote, wie Windkraft Satire berichtete.

[6] Noch am selben Abend verschiebt Pinkwart per Pressemitteilung seine Ausbaupläne eiligst ins Reich der Theorie, nachzulesen bei WDR-Online.

[7] Die vermeintlichen Profis stellen sich allerdings auf die Seite der streikenden Schüler, wie die taz schreibt.

[8] Zur ökologischen Kompetenz von Andreas Scheuer siehe die Sendung vom 9. April 2019 der „Anstalt“ im ZDF.

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